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Wie
"Mittwoch" entstand...
(wie
es zu der Idee kam)
Es gibt
wahnsinnig
viele Schwule Kurzgeschichten und Romane im Internet und im Buchhandel.
Man findet von der dramatischen Coming-Out-Story über die
herzerwärmende
Liebesgeschichte bis hin zum harten Fick-Bericht so ziemlich alles was
das schwule Herz mehr oder weniger begehrt. Viele Geschichten habe ich
gelesen – noch mehr habe ich nicht zu Ende gelesen. Ganz weit
verbreitet
sind Kurzgeschichten, die ein zentrales Ereignis beschreiben. Zum
Beispiel:
Die erste Liebe, „DAS erste Mal“, ein schmerzhafter Abschied oder ein
geiler
Abend. Kurzgeschichten sind eigentlich keine Berichte – wie die meisten
der zu findenden Geschichten. Kurzgeschichten müssen nicht
zwangsläufig
richtig kurz sein. Sie beschreiben in der Tat ein zentrales Ereignis.
Sie
beginnen unvermittelt mitten in der Handlung und sie enden ohne echten
Schluß. In ihrer Kürze schaffen es die Kurzgeschichten
dennoch,
den Leser „richtig zu berühren“. Letzeres schaffen die vielen
Autoren
im Netz der Netze echt selten. Aber das wollen sie doch im Grunde. Eine
höchst erotische Textstelle sieht dann z. B. so aus:
...“Wie
in Ekstase ergriff er meinen vor Erregung pulsierenden Schwanz und
begann
den Riemen heftig zu kneten. So etwas geiles hatte ich bisher nicht
einmal
geträumt. Auch ich machte mir an seinem besten Stück zu
schaffen.
Er stöhnte lauf auf als ich...“...
Etwa ein
Viertel
der Geschichte sieht so aus. Ich könnte locker drei dieser
Geschichten
hintereinander lesen, ohne dabei irgendwie berührt zu werden. Gut,
ich bekomme vielleicht einen Ständer – aber berührt werde ich
nicht. Also: Was ist „von der Geschichte berührt werden“..?
Beim
Lesen ist es
ähnlich wie beim Essen: Das beste Essen kann man durch eine
beschissene
Aufmachung in einer häßlichen Atmosphäre einfach nicht
genießen, weil der Geschmackssinn nur einen Teil zum gesamten
Empfinden
beiträgt. Also was nutzt mir die geilste Action wenn ich mich in
der
Welt dieser Geschichte gar nicht zurechtfinde? Was wenn ich die
Personen
bestenfalls oberflächlich vom Namen kenne und mir noch kein
genaues
Bild von ihnen machen kann? Ich möchte beim Lesen in die Rolle
einer
Person schlüpfen können, möchte den Weg zu ihr über
Parallelen mit meinem eigenen Leben finden. Ich möchte die Person
so gut kennen lernen, damit ich ihre Gefühle und ihr Handeln
verstehe,
ohne daß der Erzähler viel dazu beiträgt. Ich
möchte
die Sprache dieser Person verstehen wie meine eigene. Ich möchte
mit
dieser Person so verwachsen sein, daß ich selbst die Haut und die
Haare fühle, wenn Chris den Kevin streichelt. Gut - das war jetzt
vielleicht etwas übertrieben, aber Du weißt bestimmt wie ich
es meine.
Wie
schon gesagt:
Am Anfang wollte ich eine rein erotische Geschichte schreiben, in der
es
hauptsächlich um Sex geht. Beim Schreiben wurde mir aber dann das
bewußt, was du gerade gelesen hast. Und so landete die
maximum-Sex-Version
im Papierkorb. Ich setzte mir das neue Ziel, genau einen zunächst
belanglosen Tag eines normalen Jungen aus seiner Sicht zu beschreiben.
Es war mir egal, wie lange die Story werden würde. Weil es ein
beliebiger
Tag sein sollte, wählte ich einfach die Mitte der Woche –
Mittwoch.
Ich
selbst habe
durch eine Kurzgeschichte den Weg gefunden, mein eigenes schwul-sein zu
akzeptieren. Als ich sie damals gelesen habe, bin ich total
„durchgedreht“.
Es war einfach wie ein Traum. „So kann es doch nie und nimmer sein!!!!
– Dummer Quatsch!!!!“, sagte ich nach dem Lesen der Geschichte und
vernichtete
sie sehr gründlich. Wochenlang, Monatelang grübelte ich Tag
für
Tag stundenlang nach. Langsam wurde in mir drin die Erkenntnis wach:
„Doch,
die Geschichte könnte tatsächlich so passiert sein.“.
Je mehr
ich mich
an diese Zeit erinnerte (so lange ist es ja nicht her!), wurde mir
klar,
daß nichts schöner sein kann, als den Jungs da draußen
eine lockere und ermunternde Geschichte zu erzählen. Etwas, was
sie
wirklich berührt. Etwas, was auch vor dem inneren Coming-Out auf
fruchtbaren
Boden fällt. Etwas ohne große Dramatik und seelischen
Schmerz.
Etwas, was theoretisch jedem Jungen ganz real passieren kann. Ich sagte
mir: Die Realität der Jungs ist hart genug. Die brauchen bestimmt
auch mal leichte Kost! Dummer Weise ist „Schwul-Sein“
äußerst
schwere Kost für die meisten Jungs. Du wirst bemerkt haben,
daß
das Wort „schwul“ nicht im Text vorkommt. Das Wort wird auch nicht
kunstvoll
umschrieben. Chris haßt vielleicht dieses Wort: „schwul“.
Für
sehr viele Jungs in seinem Alter ist es ein schlimmes Schimpfwort.
Für
uns ist es heute etwas ganz normales. Das war nicht immer so!
Die
Coming-Out-Berichte
im Internet helfen wahrscheinlich den meisten Jungen, ihren Weg zu
finden.
Coming-Out-Berichte sind naturgemäß nicht immer nur muntere
Stroys, sondern gehen mitunter ganz schön an die Nerven. Es sind
eben
Erfahrungsberichte, mit denen die Autoren teilweise ihre Erlebnisse
verarbeiten.
Solche Berichte sind wahrhaft lebenswichtig für Schwule, die aus
ihrer
Situation keinen Ausweg mehr sehen. Daher möchte ich allen Autoren
solcher Berichte meinen herzlichsten Dank aussprechen. Das Internet ist
das am Besten geeignetste Medium – gerade für junge schwule – um
anonym
an solches Material zu kommen.
„Mittwoch“
ist wie
ein Tagebuch von Chris. Er redet so, wie ihm der Schnabel gewachsen
ist.
Er spricht zum Leser immer das, was er denkt. Chris setzt nur wenige
rhetorische
Hilfsmittel ein. Jemand der ein Tagebuch schreibt, möchte seine
Erlebnisse
möglichst pur zu Papier bringen und nicht durch Story-Tricks bzw.
kunstvolle Sätze veredeln. Chris selbst wird nicht sehr deutlich
beschrieben,
damit es dem Leser einfacher möglich ist, sich in seine Person
hineinzuversetzen.
Ich
meine: Mann
soll „Mittwoch“ so lesen, wie man ein gutes Glas Wein genießt. Es
ist hoffentlich für jeden ein Genußmittel mit angenehmen
Nebenwirkungen.
Die Aussage der Geschichte ist klar: „Habt Spaß!“ „have fun!“.
„Habt
ein gutes Gefühl!“. Um dieser Aussage mit einem Pseudonym einen
Namen
zu verleihen, wählte ich „Funroy“. Nach dem Motto: „Fun“ für
Spaß.
Ich
rechnete mit
ganz wenig, oder nur minimalem Feed-Back der
Leserschaft.
So gut glaubte ich das Surf-Verhalten der Jungs abschätzen zu
können.
Das was zurück kam, war mehr als ich erwartet hatte. Die
Geschichte
über die beiden süßen Jungs hat bei vielen Lesern so
richtig
„die Wände wackeln lassen“! „Mittwoch“ - Eine echte
Achterbahnfahrt
der Gefühle. „Mittwoch“ kann ich mit Sicherheit als tollen Erfolg
bezeichnen.
Es wird
immer wieder
vermutet, daß Chris sehr viel mit mir gemeinsam hat. Tja, das
stimmt
nicht ganz. So einen netten Mittwoch hatte ich eigentlich nie erlebt.
Was
stimmt ist: Ich war auf jeden Fall ein sehr fauler Schüler. So ein
Ding wie mit der Erdkunde-Aufgabe ist mir nicht nur einmal in die Hose
gegangen. Apropos Hose... Also ICH trage _wirklich_ gerne saubere
Unterwäsche.
Habe ich
eigentlich
schon erwähnt, daß es wahnsinnig viel Spaß gemacht
hat,
diese Geschichte zu schreiben? Sei Dir sicher – das hat Spaß
gemacht!
Ich saß gut zwei Monate an der Story. Geschrieben habe ich
meistens
Nachts. In der Nacht kann ich am Besten schreiben. Mal habe ich eine
halbe
Seite am Abend geschafft – mal überhaupt nichts. Letzteres kam
öfter
vor...
Es
war im Mai 2001:
Ich habe nicht schlecht gestaunt, als mir plötzlich mein Freund
eine
Fortsetzung zu „Mittwoch“ vor die Nase gelegt hat. In „Mittwoch II –
Der
Tag danach“ beginnt Chris das zu verarbeiten, was am Mittwoch passiert
ist. Damit startet der Prozeß des inneren Coming-Out. Der gesamte
zweite Mittwoch ist ein sehr heftiges Auf- und Ab der Gefühle.
Nicht
immer offensichtlich, aber allgegenwärtig ist eine bestimmte
Anspannung,
eine permanente Ungewißheit. Das macht diese Geschichte nicht nur
für Chris, sondern auch für den Leser spannend bis zum
letzten
Satz.
UPDATE:
Mittlerweile gibt es bereits 5 Mittwoch-Teile ;-))
Have
Fun!
Euer
Peter und Jo van Roy
Peter
IMGN-Projekt
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